Anwassern

Was bedeutet denn das sog. Anwassern?

Es ist eine schöne Tradition, die bei vielen Kneipp-Vereinen und kneippzertifizierten Kindertages- und Senioreneinrichtungen ein fester Bestandteil im Jahreskalender ist: das Anwassern. Darunter versteht man das erste gemeinsame Wassertreten der neuen Kneipp-Saison, vielerorts verbunden mit einer kleinen Feier. Wenn die Kneipp-Anla-gen im Frühjahr wieder mit Wasser befüllt sind, trifft man sich dort, um gemeinsam die ersten Runden durch das kühle Nass zu drehen. Ei-nen bundesweit festgelegten Termin gibt es dafür übrigens nicht. Das entscheiden die Verantwortlichen je nach den Gegebenheiten vor Ort – bei manchen ist es ein fester Termin, der jedes Jahr am gleichen Tag stattfindet, andere richten sich nach den Temperaturen und dem Wetter und entscheiden dies kurzfristiger. Doch egal ob festgelegt oder flexibel, das Anwassern ist eine besondere Tradition, die in der Kneipp-Bewegung gepflegt wird – und eine gute Möglichkeit noch mehr Menschen für Wassertreten & Co. zu begeistern. Denn das ganzheitliche Gesundheitskonzept nach Kneipp bietet eine Menge einfacher, kostengünstiger und zugleich wirksamer Methoden der Ge-sundheitsförderung und Prävention, die gerade durch das Zusammen-wirken der Kneippschen Elemente Wasser, Ernährung, Bewegung, Heilpflanzen und Lebensordnung so wirksam sind.

 

Und was genau passiert bei einer Kneippschen Wasseranwendung wie dem Wassertreten oder dem Armbad?

Die in diesen Kneippschen Wasseranwendungen eingesetzten physi-kalischen und chemischen Reize können stimulierend oder regulie-rend auf Organfunktionen einwirken. Bei Wasseranwendungen be-dient man sich überwiegend thermischer Reize, die aufgrund der Thermosensibilität des Menschen eine Vielzahl von Ausgleichsreakti-onen hervorrufen. Der Mensch ist als warmblütiges Wesen auf eine konstante Körperkerntemperatur angewiesen. Auf Temperatur-schwankungen reagiert er hochsensibel: Durch gezielt eingesetzte Störungen des Wärmehaushaltes können eine Vielzahl komplexer, überwiegend unspezifischer Ausgleichs- und Gegenregulationen in Gang gesetzt werden – es besteht also die Möglichkeit, positiv auf alle vitalen Systeme und Funktionen wie Stoffwechsel, Herz-Kreislaufsys-tem, Immunsystem, Endokrinium und Vegetativum, Einfluss zu neh-men.

 

Wasser kann also für Gesundheitszwecke eingesetzt werden?

Kneipp sagte: „Ich glaube, dass ich kein Heilmittel anführen kann, das sicherer heilt als das Wasser.“ Die Verwendung von Wasser für Prävention und Gesundheitsförderung gehört nachweislich zu den äl-testen Formen der Heilkunde. In Deutschland war die mittelalterliche Badestube eine Art Heißluft-Schwitzbad. Sie ähnelte unserer heutigen

Sauna. In der Badestube, die die Wannenbäder zu Hause ersetzte, wurde auch massiert und geschröpft. Das Baden selbst sollte der Rei-nigung, der Abhärtung und zur Vorbeugung und Heilung bestimmter Krankheiten dienen. Wasser als Vermittler natürlicher Lebensreize stei-gert die Leistungsfähigkeit, regt die Abwehrkräfte an und verbessert das Körperbewusstsein. Vorbeugend und therapeutisch wirken die Wasseranwendungen harmonisierend auf das Nerven- und Hormon-system sowie auch auf die Psyche. Wasseranwendungen nach Kneipp sind individuell und fein abstufbar. Sie können exakt auf die jeweilige Person und Situation abgestimmt werden.

 

Quelle: Kneipp-Bund e.V., Bad Wörishofen