Szenario Gasnotfallage - was würde das für unsere Kurorte und Heilbäder bedeuten ?

Pressemitteilung vom 22.08.2022

Was würde ein Gasnotfallplan für die Bäder/Thermen/Schwimmhallen bedeuten?

Zunächst hoffen wir, dass der Gasnotfallplan (Stufe 3) in Deutschland nicht ausgerufen werden muss.

Die Thermalbäder in den Heilbädern und Kurorten übernehmen wichtige Aufgaben für das Gesundheitswesen und sind für die Gesellschaft enorm wichtig. Wir hoffen deshalb sehr, dass unsere Bäder mit medizinischen und therapeutischen Aufgaben auch im Falle des Gasnotfalls Stufe 3 nicht vom Gaslieferstopp betroffen sein werden.

Beispiel: Patienten nach Knie- oder Hüft-OP werden zielgerichtet im Rahmen einer stationären oder ambulanten Reha in einigen Thermalbädern mit Wassergymnastik oder Aqua-Jogging betreut. Diese Anschlussheilbehandlungen sind die Schlüsseltherapie für die vollständige Heilung der Patienten. Bei geschlossenen Thermalbädern können diese Therapien nicht angeboten werden mit fatalen Konsequenzen für die Patienten.

Eine Nichtbelieferung mit Gas würde die Schließung der Thermen nach sich ziehen. Damit sind nicht nur wirtschaftliche Einbußen durch wegfallende Eintrittsgelder verbunden. Ein Gasausfall hätte ernste technische Folgen für die Anlagen und Filter. Rohrsysteme und Wasserbecken nehmen bei stärkerer Absenkung der Temperatur Schaden. Das betrifft auch gerade sanierte, modernisierte Thermenbereiche. Lange Schließzeiten und anschließende Sanierungen wären die Folge. Die tragenden Gemeinden müssten die Verluste ausgleichen, ihre Zuschüsse an die kommunalen Badbetriebe erhöhen und stehen damit z.T. vor unlösbaren Aufgaben.

Wie bereiten Sie sich darauf vor?

Aufgrund der Ankündigungen der Bundesnetzagentur bereiten Sich alle Thermalbäder auf das Szenario Gasnotfall vor. Die Abstimmungen laufen mit den beteiligten Partnern (Stadt, Stadtwerke, Netzgesellschaft). Schwierig ist die fehlende Planbarkeit, da nicht klar ist, wann und ob der Gasnotfall eintritt.

Aktuell konzentrieren sich alle Maßnahmen auf die Reduzierung des Energieeinsatzes. Dabei sind auch eine Absenkung der Wassertemperatur und der Raumtemperaturen kein Tabu mehr. Aufgrund der therapeutischen Aufgaben der Thermalbäder ist das aber nur in sehr begrenztem Umfang möglich. 

Sollte es zu einer verordneten Schließung kommen, gibt es individuelle Notfallpläne mit technischen und organisatorischen Maßnahmenplänen in den einzelnen Einrichtungen.

Welche Hilfe erwarten Sie vom Land?

Zunächst erwarten wir ein frühzeitiges Bekenntnis des Landes, dass die Thermalbäder als Gesundheitseinrichtungen nicht von einer Schließung bei Gasnotfalllage betroffen sind, weil sie einen signifikanten Beitrag zur Gesunderhaltung der Bevölkerung leisten und damit für die Gesellschaft so wichtig sind. Für die Kurorte und Heilbäder hoffen wir auf finanzielle Unterstützung und Ausgleich von möglichen Verlusten bei ausfallenden Einnahmen und Energiekostensteigerungen, die nicht durch übliche Marktentwicklungen zu begründen sind.

Was würde die Gasnotfalllage für die Mitarbeiter bedeuten? Würden Sie in die Arbeitslosigkeit geschickt?

Wie schon während der Corona-Zeit versuchen die Thermenbetreiber ihre Mitarbeiter*innen zu halten. Von daher sind Entlassungen aktuell kaum vorstellbar und umsetzbar, zumal nach einer möglichen Inbetriebnahme der Thermen wieder kurzfristig qualifizierte Mitarbeiter*innen benötigt werden, die dann so schnell nicht mehr zu akquirieren sind. Eine Möglichkeit zur Ausgabenreduzierung ist die Inanspruchnahme des Kurzarbeitergeldes. Wir müssen alles daransetzen, dass Therapeuten, Trainer, Aufsichts- und technisches Personal in unseren Einrichtungen und in Thüringen gehalten werden.

Welche Thermen/Bäder wären überhaupt betroffen?

Der Thüringer Heilbäderverband spricht für die Thermalbäder in den Kurorten (Bad Langensalza, Bad Frankenhausen, Bad Colberg, Bad Tabarz, Bad Lobenstein, Heilbad Heiligenstadt, Bad Salzungen, Bad Sulza, Bad Klosterlausnitz). Die Bäder übernehmen gesundheitliche und therapeutische Aufgaben, arbeiten häufig in enger Kooperation mit den benachbarten Kliniken und sind oft in kommunaler Trägerschaft.

Statement Präsident Matthias Strejc: „Die Thermen in den Kurorten und Heilbädern sind wichtige Bausteine in unserem Gesundheitswesen. Wir hoffen deshalb sehr, dass die Thermalbäder mit medizinischen und therapeutischen Aufgaben auch in der Notfalllage weiter mit Gas beliefert werden und ihren Beitrag zur Gesunderhaltung der Bevölkerung leisten können.

Im Übrigen stellt diese Forderung auch der Deutsche Heilbäderverband für die gesamte Bäderlandschaft in den Deutschen Kurorten auf und ist aktuell dabei, diese Forderung an die Bundesregierung zu richten.“ 

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