32.Thüringer Bädertag in Masserberg

Pressemitteilung vom 26.09.2022

Auf dem heutigen 32. Thüringer Bädertag in Masserberg schauen die 16 Mitgliedsorte des Thüringer Heilbäderverbandes auf ein gutes erstes Halbjahr 2022 zurück. Die Übernachtungszahlen sind gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 53% gestiegen und erreichten bereits wieder 82% der Zahlen des Vor-Coronajahres 2019. Mit 1.064.873 Übernachtungen finden fast 30% aller Übernachtungen in Thüringen in den Kurorten und Heilbädern statt.

Die Öffnung der Thermalbäder und Kurmittelhäuser ab Februar 2022 hat zu der positiven Entwicklung beigetragen.

Große Chancen durch die neue ambulante Vorsorgekur

Durch eine Gesetzesänderung im §23 des Sozialgesetzbuches (SGB V) vom Juli 2021 ist die Ambulante Vorsorgekur wieder eine Pflichtleistung der Krankenkassen geworden. Damit hat jeder Versicherte gesetzlichen Anspruch auf eine Vorsorgekur, die nur in anerkannten Kurorten durchgeführt werden kann. Der Kurgast wohnt dabei in einem Hotel oder einer Ferienwohnung im Kurort und nutzt für die Behandlungen die örtlichen Kliniken und Kureinrichtungen. Damit eröffnet sich für die Kurorte in Deutschland ein riesiger neuer Markt. Die Thüringer Kurorte und Heilbäder wollen von dieser Entwicklung profitieren und haben im Jahr 2022 verstärkt in die Entwicklung von Kurangeboten investiert. Mit einer neuen Marke „Natur.Kur in Thüringen“ und eigenen Qualitätskriterien wollen sich die Kurorte gemeinsam dieses neue Geschäftsfeld erschließen. 

Thüringer Heilbäderverband fordert planbare Unterstützung

Die neuen Angebote will der Thüringer Heilbäderverband ab 2023 unter der gemeinsamen Marke „Natur.Kur in Thüringen“ vermarkten. „Wir sprechen hier sehr spezielle Zielgruppen an, z.B. Patienten, die bei der Therapie von Atemwegserkrankungen, Erschöpfungszuständen oder Schlafproblemen an ihrem Heimatort keine Verbesserung erzielen und den Ortswechsel der Kur benötigen. Dies erfordert ein bundesweites, spezialisiertes Marketing, das die Heilbäder und Kurorte gemeinsam angehen wollen. Diese Zielgruppen müssen wir über Ärzte, Selbsthilfegruppen und Gesundheitsforen im Netz ansprechen.“, so Matthias Strejc, Präsident des Thüringer Heilbäderverbandes. Die Chancen auf Übernachtungszuwächse für Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen sind groß, immerhin beträgt die Dauer einer Ambulanten Vorsorgekur mindestens 21 Tage. 

Deshalb fordert der Thüringer Heilbäderverband vom zuständigen Thüringer Wirtschaftsministerium eine jährliche finanzielle Unterstützung für Produktentwicklung und Marketing, die mit den Förderungen der touristischen Regionen im Freistaat vergleichbar ist.

Kurorte mit Thermalbädern in Sorge aufgrund der Energiekrise

Die Thermalbäder als große Energieverbraucher kalkulieren mit deutlichen Zuschlägen für ihre Energieausgaben ab Oktober 2022. Hochrechnungen kommen mit der aktuellen Gaspreisumlage auf monatliche Mehrkosten pro Bad von bis zu 35.000 EUR. Die 6 kommunal betriebenen Thermen in den Mitgliedsorten des THBV erwarten für 2023 zusammen Zusatzkosten von 3 Mio EUR. Nach Einschätzung der Bäder ist es unmöglich, diese Kosten auf die Eintrittspreise umzulegen. Hinzu kommt der Einnahmeausfall aus dem Winter 2021/22. In den umsatzstarken Monaten mussten die Bäder pandemiebedingt bis Februar 2022 schließen. Die Thermalbäder und ihre tragenden Kommunen stehen vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen. Es muss mit wirtschaftlichen Problemfällen bis zur Insolvenz von Badbetrieben gerechnet werden.

Die Thermalbäder warnen auch vor dem Ausfall von therapeutischen Leistungen z.B. für die Anschlussheilbehandlungen nach Operationen am Knie oder der Hüfte. Thermalwasser ist offiziell als Heilmittel deklariert und wird in den Thüringer Thermalbädern unter anderem bei Gelenktherapien und bei Muskel- und Nervenleiden eingesetzt.

Kurorte bereiten sich auf Notfalllage vor

Fast alle Bäder haben in den letzten Jahren Sanierungsphasen für eine energetische Optimierung genutzt. Auch Eintrittspreise wurden bereits angehoben und Wasser- und Lufttemperatur gesenkt. Jedoch sind die Einrichtungen hier an einer Grenze angekommen, die Energieeinsparmaßnahmen sind meist ausgeschöpft und Preise können nicht über bestimmte Grenzen erhöht, bzw. Temperaturen abgesenkt werden, da sonst die Badegäste wegbleiben würden. Für die Kurorte mit Thermalbädern stellen die Energiepreise eine außergewöhnliche Belastung dar.

Hinzu kommt ein drohender Gaslieferstopp mit enormen wirtschaftlichen Folgen, nicht nur durch geschlossene Bäder und entfallende Eintrittsgelder. Die Badbetreiber erwarten ernste technische Folgen für die Anlagen. Rohrsysteme, Filter und Wasserbecken nehmen bei stärkerer Absenkung der Temperatur Schaden. Das betrifft auch gerade sanierte, modernisierte Bad- und Thermenbereiche. Lange Schließzeiten und anschließende Sanierungen wären die Folge. Die Kurorte müssten die Verluste ausgleichen, ihre Zuschüsse an die kommunalen Thermalbäder erhöhen und stehen damit z.T. vor unlösbaren Aufgaben.

Forderungen an die Landesregierung

Die Thüringer Heilbäderverband fordert vom Freistaat Entscheidungen mit einem Planungsvorlauf, die Einbeziehung der Bäderverantwortlichen in die Energie-Notfallplanung und die Berücksichtigung der technischen und gesellschaftlichen Folgen einer möglichen Schließung. Matthias Strejc: „Für die außergewöhnlichen Belastungen durch die hohen Energiepreise benötigen die Kurorte und Heilbäder mit Thermen eine finanzielle Unterstützung des Landes. Thermalbäder sind keine Spaßbäder, sondern wichtige Bausteine in der Gesundheitsprävention. Sie dürfen deshalb nicht pauschal als Freizeiteinrichtungen eingestuft werden und bei einer Gasmangellage keinesfalls komplett heruntergefahren werden. Wir brauchen eine differenzierte Betrachtung der einzelnen Bäder unter Berücksichtigung der medizinischen und therapeutischen Aufgaben.“

Übersicht Übernachtungszahlen 1. Halbjahr Januar – Juni 2019-2022

Übernachtungen         Heilbäder und Kurorte           Thüringen gesamt (ohne Camping)

2019                            1.304.836       

2020                            850.534          

2021                            696.125          

2022                            1.064.873                               3.596.139

Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik

Wichtige Daten zu den Heilbädern und Kurorten in Thüringen:

16 prädikatisierte Kurorte im Thüringer Heilbäderverband e.V.

Bad Berka, Bad Colberg, Bad Frankenhausen, Bad Klosterlausnitz, Bad Langensalza, Bad Liebenstein, Bad Lobenstein, Bad Salzungen, Bad Sulza, Bad Tabarz, Bad Tennstedt, Finsterbergen/ Friedrichroda, Heilbad Heiligenstadt, Masserberg, Neustadt/Harz, Saalfeld,

2021: 1.926.474 Übernachtungen in den Kurorten und Heilbädern, insgesamt 6.128.998 Übernachtungen (ohne Camping) in Thüringen

Studie aus 2019: Umsatz von 770 Mio. EUR Umsatz pro Jahr, ca. 11.600 Beschäftigungsverhältnisse, touristischer Wertschöpfungseffekt von etwa 442 Mio. EUR

www.natur-kur-thueringen.de