Die Lage der Thüringer Heilbäder und Kurorte nach Corona

Pressemitteilung vom 02.06.2022

 - Können sich die Heilbäder nach Corona kräftig erholen oder sind einige in der Existenz gefährdet?

In den Thüringer Kurorten werden Kur- und Gesundheitsangebote von unterschiedlichen Leistungsträgern (Kliniken, Kurmittelhäuser, Beherbergungsbetriebe) bereitgestellt. Hier ist die wirtschaftliche Situation sehr unterschiedlich. Existenzgefährdende Situationen sind uns nicht bekannt. 

Die touristische Entwicklung ist positiv, die Besucherzahlen erholen sich und sind teilweise schon wieder auf dem Stand von 2019. Dabei profitieren die Orte vom Trend zum Inlandstourismus.

In den Thermen (Bad Frankenhausen, Bad Langensalza, Bad Lobenstein, Heilbad Heiligenstadt, Bad Sulza, Bad Tabarz, Bad Salzungen, Bad Klosterlausnitz) ist seit der Wiedereröffnung im Februar 2022 eine starke Belebung festzustellen, zum Beispiel zu den Osterferien 2022. Dennoch werden aufgrund der Schließzeit und der Kapazitätseinschränkungen die Besucherzahlen von 2019 in diesem Jahr nicht erreicht.

- Wie schlimm war die Corona/ Lockdown-Zeit? Wie groß war der Einbruch bei Auslastung/ Plätze für Kuren?

Kurorte: Rückgang der Übernachtungen zwischen 12 und 48% (2019 zu 2021), dabei war der Rückgang in den Kliniken geringer, in den Hotels und Ferienwohnungen größer. Die Einnahmen durch die Kurtaxe, die zur Aufrechterhaltung der Kurinfrastruktur (Kurparks, Trinkhallen, Veranstaltungszentren, Kneipp- und Sportanlagen) genutzt werden, gingen teils stark zurück.

Touristische Einrichtungen (Sehenswürdigkeiten, Beherbergungsbetriebe, Gastronomie): Sehr angespannte Situation in diesen Einrichtungen durch die Schließzeiten. Die Besucherzahlen sind teils stark zurück gegangen, außerdem gab es häufig Kapazitätseinschränkungen. Hinzu kommt eine extrem angespannte Fachkräftesituation, besonders in der Gastronomie.

Thermen: Schließzeiten und Kapazitätseinschränkungen wirkten sich stark auf die wirtschaftliche Situation der Unternehmen aus. Bei den kommunalen Unternehmen war ein höherer Zuschuss durch die tragenden Gemeinden erforderlich.

Kliniken: Corona-Lockdown hatte unterschiedliche Auswirkungen je nach Spezialisierung, z.B. durch verschobene OPs und damit nicht erfolgte Nachsorgeaufenthalte. Post-Covid stellt dagegen neues wichtiges Krankheitsbild für Kliniken dar, sorgt in den darauf spezialisierten Kliniken für hohe Auslastung mit Wartezeiten.

 - Wie ist die Lage aktuell? Erholung oder immer noch reduzierter Betrieb?

Die Stimmung in den Kurorten ist optimistisch. Die Kurdirektor*innen und ihre Teams sind froh, wieder für ihre Gäste da sein zu dürfen. In den Tourist-Informationen wird ein großer Nachholbedarf nach Reisen und Erholung in der Natur spürbar. Die Kurorte profitieren aktuell vom Trend zum Inlandtourismus.

Fast alle Tourist-Informationen bieten wieder normale Öffnungszeiten an. Das gilt auch für die Thermen, Museen, Gradierwerke, Kurmittelhäuser. In einigen Orten und Thermen ist eine Zurückhaltung im Ausgabeverhalten der Gäste spürbar.

- Wie versuchen die Kommunen/ Bäder wieder Gäste zu gewinnen?

Alle Kurorte haben ihre Marketingaktivitäten wieder aufgenommen. Die Gästewerbung erfolgt mit neuen Broschüren (Bsp. Imageprospekt Friedrichroda), überarbeiteten Webseiten (Bsp. https://www.bad-liebenstein.de/) meist in Kooperation mit den Tourismusorganisationen der Region. Die Social-Media- Aktivitäten werden verstärkt, erste Messen werden besucht.

Feste und Veranstaltungen finden wieder statt und ziehen überregionale Gäste an. Viele Gesundheitsprogramme (z.B. im Mai „Anwassern“ – Start der Kneipp-Saison) werden wieder durchgeführt. Vereinsfeste, verkaufsoffene Wochenenden und Konzerte tragen zur Belebung der Kurorte bei.

Auch die gemeinsame Bewerbung für die Landesgartenschau 2028 durch Bad Liebenstein und Bad Salzungen mit dem Motto „Quellen des Lebens“ gehört zu den verstärkten Initiativen der Öffentlichkeitsarbeit. 

- Wie sieht der Blick in die Zukunft aus?

Der Gesundheits- und Kurmarkt befindet sich in einem Umbruch. Die Thüringer Kurorte stellen sich darauf ein. Generell gehen wir davon aus, dass der Bedarf nach Gesundheitsvorsorge zunehmen wird. Dafür müssen zeitgemäße und marktgerechte Angebote geschaffen werden. Eine Spezialisierung der Kurorte ist erforderlich. Die Thüringer Kurorte bereiten sich durch vielfältige Investitionen und Produktentwicklungen darauf vor. 

Neue Angebotsmöglichkeiten werden genutzt. Durch eine Gesetzesänderung vom Juli 2021 wird die ambulante Kur von der Ermessens- zur Pflichtleistung der Krankenkassen. Damit hat jeder Versicherte Anspruch auf eine bezahlte Kur. Der Thüringer Heilbäderverband e.V. baut dieses neue Kurangebot gemeinsam mit seinen Mitgliedsorten aus.

Mit Sorge erfolgt der Blick in den Herbst. Mögliche Einschränkungen aufgrund der Corona-Situation stellen ein Risiko dar. Die Entwicklung der Energiepreise ist eine sehr große Herausforderung für die Kurorte mit Bädern und Thermen. Inwieweit die Mehrbelastung der Bürger durch Preissteigerungen sich auf  das touristische Freizeitverhalten auswirkt, muss beobachtet werden.

- Wie ist der Stand beim Thema Sanierungen, etc?

Bad Klosterlausnitz: Fertigstellung neues Kurmittelhaus im April 2022

Bad Sulza: Umbau der Tourist-Information, Erweiterung des Wohnmobil-Stellplatzes und des neuen Servicegebäudes, Sanierung Gradierwerk im Frühjahr 2022 abgeschlossen

Bad Langensalza: Umbau und Erweiterung der Friederikentherme, Eröffnung im Herbst 2022

Bad Salzungen: Sanierung des historischen Gradierwerkes mit Teileröffnung im Herbst 2022

Bad Frankenhausen: Thermenumbau ab 2023 geplant

Heilbad Heiligenstadt: neue Entdeckersauna im Vitalpark ab 2023

Masserberg: Umbau des Badehauses

Saalfeld: 21 touristische Großprojekte, (u.a. die Errichtung eines Erholungswaldes für Kurgäste und Touristen)

Auch die Beherbergungskapazitäten werden in einigen Kurorten erweitert, z.B. in Bad Liebenstein (Hotel Herzog Georg), Heilbad Heiligenstadt (Wohnmobilstellplatz und Tiny-Houses), Bad Frankenhausen (Hotel an der Therme, Ferienresort Salzgut)

- Gab es Hilfen durch die Landesregierung? Wenn ja, welche?

Ja, den Sonderlastenausgleich für die erhöhten Aufwendungen der Kurorte. 2020: 10 Mio EUR, 2021: 11 Mio EUR

Zusatzpaket „Coronahilfe“: 2020: 5 Mio EUR, 2021: 4,5 Mio EUR

Statement des Präsidenten des Thüringer Heilbäderverbandes e.V. Matthias Strejc:

„Die Thüringer Heilbäder und Kurorte blicken optimistisch in die Zukunft. Dabei blenden wir die Risiken durch Corona, Energiepreise und Fachkräftemangel nicht aus. Durch die kontinuierlichen Investitionen in die Infrastruktur sind die Thüringer Kurorte gut vorbereitet. Der Thüringer Heilbäderverband e.V. hat sich 2022 neu aufgestellt und wird in die Entwicklung neuer Angebote und das Marketing investieren.

Die Unterstützung des Landes Thüringen für die Kurorte und Heilbäder 2021 war für die Aufrechterhaltung der Infrastruktur und des Service enorm wichtig.“