Energiepreise und Gasnotfalllage: Thüringer Bäder in großer Sorge

Pressemitteilung vom 21.09.2022

Erfurt. 21.9.22

Heute trafen sich in Erfurt die Thüringer Thermal-, Sport- und Freizeitbäder.  Die Sitzung war nur einem Thema gewidmet: den steigenden Energiepreisen und der Liefersicherheit von Gas.

Die Bäder sind als große Verbraucher in Sorge aufgrund der Energiekrise.

Mit den bisher absehbaren Zuschlägen ab Oktober 2022 erhöhen sich die Energieausgaben deutlich. Hochrechnungen kommen mit der aktuellen Gaspreisumlage auf monatliche Mehrkosten pro Bad von 10-35.000 EUR. Nach Einschätzung der Bäder ist es unmöglich, diese Kosten auf die Eintrittspreise umzulegen. Durch Rücklagen und laufende Lieferverträge ist die Situation im Moment noch abgedämpft, wird sich aber im Laufe der nächsten Monate verschärfen. Die Thermal-, Sport- und Freizeitbäder und ihre Kommunen stehen vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen. Es muss mit wirtschaftlichen Problemfällen bis zur Insolvenz von Badbetrieben gerechnet werden.

Gaslieferstopp würde zu hohen Folgekosten führen, Kommunen sind betroffen.

Hinzu kommt ein drohender Gaslieferstopp mit enormen wirtschaftlichen Folgen, nicht nur durch geschlossene Bäder und entfallende Eintrittsgelder. Die Badbetreiber erwarten ernste technische Folgen für die Anlagen. Rohrsysteme, Filter und Wasserbecken nehmen bei stärkerer Absenkung der Temperatur Schaden. Das betrifft auch gerade sanierte, modernisierte Bad- und Thermenbereiche. Lange Schließzeiten und anschließende Sanierungen wären die Folge. Die zuständigen Gemeinden müssten die Verluste ausgleichen, ihre Zuschüsse an die kommunalen Badbetriebe erhöhen und stehen damit z.T. vor unlösbaren Aufgaben.

Gesellschaftliche Folgen nicht absehbar.

Die Bäder warnen vor den gesellschaftlichen Folgen bei geschlossenen Bädern. Zwei Beispiele sollen die Folgekosten und -wirkungen verdeutlichen.

Beispiel 1: Patienten nach Knie- oder Hüft-OP werden zielgerichtet im Rahmen einer stationären oder ambulanten Reha in einigen Thüringer Thermalbädern mit Wassergymnastik oder Aqua-Jogging betreut. Diese Anschlussheilbehandlungen sind die Schlüsseltherapie für die vollständige Heilung der Patienten. Bei geschlossenen Thermalbädern können diese Therapien nicht angeboten werden, mit fatalen Konsequenzen für die Patienten.

Beispiel 2: Das Schwimmen sei ein „unverzichtbares Erfahrungsfeld im Entwicklungsprozess eines jeden Menschen“, stellte die Kultusministerkonferenz 2017 fest.  Das Schulschwimmen ist fester Bestandteil in den Lehrplänen der Schulen. Die Bäder setzen hier einen wichtigen Bildungsauftrag um. Durch die pandemiebedingte Schließung von Schwimmbädern ist vielerorts der Schwimmunterricht ausgefallen. Zwei Jahrgänge haben den Schwimmunterricht in den Schulen nicht uneingeschränkt absolvieren können. Schwimmkurse konnten kaum stattfinden. In vielen Bädern sind Schwimmkurse überbelegt, die Wartelisten lang. Durch die zwei stark eingeschränkten Jahre hat sich ein Stau gebildet. Es kommt es zu einer hohen Zahl an Nichtschwimmern unter Kindern und Jugendlichen.

Bäder brauchen Klarheit zum Gesundheits- und Bildungsauftrag im Notfall

Im Falle einer Gasmangellage werden sogenannte geschützte Kunden weiterhin mit Gas versorgt. Die Thüringer Bäder verstehen sich mit Ihrem Bildungs- und Gesundheitsauftrag als geschützte Kunden. Es bedarf einer Klarstellung der Politik, dass im Falle einer Notlage zumindest die stationären/ambulanten Reha-Angebote sowie das Schulschwimmen weiter angeboten werden können.

Bäder bereiten sich auf Notfalllage vor.

Fast alle Bäder haben in den letzten Jahren Sanierungsphasen für eine energetische Optimierung genutzt. Weitere Maßnahmen, u.a. Investitionen in erneuerbare Energien für die Eigenstromerzeugung stehen an. Auch Eintrittspreise wurden schon angehoben und Wasser und Lufttemperatur gesenkt. Jedoch sind die Bäder hier an einer Grenze angekommen, die Energieeinsparmaßnahmen sind meist ausgeschöpft und Preise können nicht über bestimmte Grenzen erhöht, bzw. Temperaturen abgesenkt werden. Dann bleiben die Badegäste weg.

Alle Bäder haben Notfallpläne erstellt und bereiten sich innerhalb der kommunalen Krisenstäbe auf eine drohende Energienotfalllage vor.

Forderungen an die Landesregierung

Die Bäder fordern vom Land die Einbeziehung der Bäderverantwortlichen in die Notfallplanung und die Berücksichtigung der technischen und gesellschaftlichen Folgen einer möglichen Schließung. „Für die außergewöhnlichen Belastungen durch die hohen Energiepreise benötigen die Bäder eine finanzielle Unterstützung des Landes. Wir bieten uns als Gesprächspartner für die Politik an und fordern angemessene und wirtschaftlich tragbare Lösungen bei Gasmangellage. Wir sprechen uns klar gegen eine pauschale Schließung der Bäder bei einer möglichen Gasmangellage aus, vielmehr benötigen wir eine differenzierte Betrachtung der Bildungs-, Gesundheits- und Sportaufgaben der einzelnen Bäder.“ so Matthias Strejc (Thüringer Heilbäderverband e.V.) und Martin Fromm (AK Thüringer Bäder). 

gez. Martin Fromm                                  gez. Matthias Strejc

AK Thüringer Bäder                                 Thüringer Heilbäderverband e.V.

Tel. 03601/401240                                  Tel. 0174/3736346